Friedrich Wilhelm von Rohdich (1719 – 1796)
Auf einmal floss da blaues Blut
Gestatten, Friedrich Wilhelm von Rohdich, geborener Rohdich ohne „von“. Den Adelstitel verlieh mir der große König höchstpersönlich. Das war von ihm der reine Egoismus. Denn es gab da ein Dilemma, das er anders nicht lösen konnte – oder wollte. Es war Gesetz im friderizianischen Heer, dass nur Adlige ins Offizierscorps aufsteigen konnten. Nun gingen aus den adligen Familien nicht immer die – wie sagt man? – „hellsten Kerzen auf der Torte“ hervor. Der König legte allerdings Wert auf talentierte und gut ausgebildete Militärs in seiner Armee. Was also tun? Die Lösung war für ihn einfach: Man erhob geeignete Bürgerliche in den Adelsstand. Aus Überzeugung tat er das trotz aufgeklärter Geisteshaltung nicht. Aber was bleib ihm übrig, wenn er Streitkräfte haben wollte, vor denen sich die Welt fürchtete?
Vielleicht kennen Sie schon die Anekdote, wonach Friedrich bei Tisch gesagt haben soll: „Ich weiß nicht, woher es kömmt, dass aus den bürgerlichen Offizieren, wenn ich sie zu Edelleuten mache, nichts Rechtes werden will.“ Als ihm einer seiner Tischgenossen das Beispiel des Obersten Rohdich entgegenhielt, meinte er: „Ei was, der Oberst Rohdich ist ein alter Edelmann, das weiß ich besser.“ Nach Ansicht des Königs waren es nur Abkömmlinge adliger Familien, die ihm die geforderte Loyalität erweisen könnten. Er war da noch starrsinniger als sein Vater, der „Soldatenkönig“. Dessen bürgerliche Offiziere entließ Friedrich II. sofort nach seiner Thronbesteigung.
Aber spätestens nach seinen drei schlesischen Kriegen fiel ihm dieses Verdikt kräftig auf die Füße. Der preußische Adel hatte in den mal gewonnenen, mal verlorenen Schlachten einen gewaltigen Blutzoll zu entrichten. Nur ein Beispiel: Die alteingesessene Familie von Kleist musste 116 ihrer männlichen Mitglieder in die Armee Friedrichs entsenden. Dort gehörte es zur Offiziersehre, in den Schlachten ganz vorne zu kämpfen. Der König selbst bot dafür das Beispiel. 30 von Kleists fielen vor dem Feind. Es gab Adelsfamilien, die ganz und gar ausgelöscht wurden. Wo sollte da der Ersatz herkommen?
Die Kriege boten allerdings auch die Chance für einen raschen militärischen Aufstieg. Ich kam 1719 zu Beginn der Regentschaft des Vaters unseres verehrten Königs in Potsdam zur Welt. Mein Vater gehörte als Fähnrich zu den berühmten „Langen Kerls“. Ich machte in den Kriegen König Friedrichs rasch Karriere: Leutnant im ersten schlesischen Krieg, Premierleutnant im zweiten und Major im Siebenjährigen Krieg. Für meine Tapferkeit während der Schlacht um Prag erhielt ich 1757 den Orden „Pour le Mèrite“ und den Adelstitel dazu. Nach Kriegsende empfing ich als Kompaniechef das Patent als Oberst. Das war ein außerordentlicher Werdegang für einen Bürgerlichen.
Als ich geadelt war, stand meinem weiteren Aufstieg nichts mehr im Weg. Ich wurde Direktor des vom „Soldatenkönig“ ins Leben gerufenen Großen Waisenhauses zu Potsdam. Hier bemühte ich mich nach Kräften, segensreich für die Zöglinge zu wirken. Auch um das Wohlergehen anderer Potsdamer Erziehungseinrichtungen sorgte ich mich. Ferner wurde ich Stadtkommandant von Potsdam. In dieser Funktion hatte ich täglich um 10 Uhr beim König zu erscheinen, um Meldung zu erstatten und die Tagesparole einzuholen. Am Tag seines Ablebens war ich der letzte Offizier, der ihn lebend gesehen hat.
Auch der nachfolgende König war mir zugetan. Er beförderte mich zum Generalleutnant und machte mich für kurze Zeit zu seinem Kriegsminister und Mitglied des Geheimen Staatsrates. Dser von mir begründete Legatenfonds wirkt ja wohl immer noch in Ihrer Zeit und hilft in Not geratenen Angehörigen der Bundeswehr.